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Meridiane – Landkarten der Seele

18. März 2022

«Eine erfüllende Lebensbalance ist eine Herausforderung, die im Zeitalter der ständigen Erreichbarkeit und der sukzessiv schwindenden Stabilität, schwer zu meistern ist.» ((M. Mandl, 4. Auflage 2021, S. 18)


«Der Mensch ist ein multidimensionales Wesen, eine vielschichtige Einheit, die viel mehr ist als die Summe ihrer Funktionen. Der Mensch ist ein dynamisches System, das permanent in Beziehung zu und im Austausch mit seiner Umwelt steht. Eine vitale Balance, die alle Aspekte unseres Lebens integriert, ist die beste Grundlage für ein umfassendes Gesundheitsgefühl, das auch persönliches Wachstum und Selbstverwirklichung ermöglicht.» (M. Mandl, 4. Auflage 2021, S. 18)

„Balance auf allen Ebenen“

Soll eine solche Balance hergestellt werden, dann brauchen wir einen Zugang, der uns das nötige Werkzeug in die Hände legt. Unter den verschiedenen Ansätzen ragt einer deutlich hervor: die Traditionelle Chinesische Medizin – kurz TMC. Warum? Weil die TMC eine ähnliche Definition von Gesundheit in den Raum gestellt hat wie die WHO, allerdings bereits 2` 000 Jahre früher: «Gesundheit bedeutet in der TMC ein Leben entsprechend dem eigenen Naturell in Übereinstimmung mit der Umwelt, eine innere Ausgeglichenheit, die sich im Aussen spiegelt, ein umfassendes Wohlbefinden, ein Wachstum – kurz gesagt, eine fruchtbare Balance auf allen Ebenen.» ((M. Mandl, 4. Auflage 2021, S. 19)
Die Kinesiologie macht sich u.a. das riesengrosse Wissen aus der TMC zu Nutze und integriert es in seine Balance-Möglichkeiten.

Was sind Meridiane?

Die Traditionelle Medizin geht davon aus, dass der ganze Körper von einem Netz von Energiebahnen durchwoben ist, in dem die Lebensenergie «Qi» – zirkuliert. Diese Meridiane stellen das übergeordnete Energiesystem des Körpers dar. Sie unterstützen die Kommunikation zwischen den inneren Organen, dem Nervenleitsystem, dem Blutfluss und anderen Funktionsstrukturen wie z.B. Muskeln, Sehnen und Bänder. Ausserdem verbinden sie die obere und untere Körperhälfte, die linke und rechte Körperseite, sowie die Körpervorder- und -rückseite. Die Energie zirkuliert nach klaren Gesetzmässigkeiten. Mit einem Strassennetz vergleichbar kann sie an bestimmten Stellen besonders gut beeinflusst werden. Dies geschieht über die Akupunkturpunkte.

Das Meridianprinzip

Es gibt in der TMC 12 Hauptmeridiane. Meridiane sind Verkörperte Lebensprinzipien. Mit einem Rad verglichen sind die Meridiane die Speichen und das eigene Leben das Rad. Stehen die Meridiane in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander, läuft das Leben rund. Besteht aber ein Ungleichgewicht zwischen einzelnen oder mehreren Meridianen, ist es vergleichbar mit einem verzogenen Rad. Es läuft nicht mehr rund.

Analog können beim Menschen Beschwerden auf körperlicher, psychischer oder mentaler Ebene entstehen. Gehen wir zurück zur Betrachtung des Rades, kann es durch Reibung, Fehlbelastung und Übermüdung zum Zusammenbruch von einzelnen Segmenten kommen. Beim Rad gehe ich so schnell wie möglich in die Werkstatt um die Schwachstellen zu beheben. Idealerweise gehe ich regelmässig zum Service um Schwachstellen vorzubeugen oder sie rechtzeitig zu entdecken, bevor sie Schaden anrichten.
Beim Menschen gestaltet sich diese Reihenfolge oft schwieriger, da wir mehr oder weniger angelernt bekommen haben, wie wir Schwächen zu überstehen oder zu übersehen haben. «Ein Indianer kennt keinen Schmerz», «Ach tu nicht so!», «Das geht schon wieder vorbei!», «Beisse durch!», etc. So wartet der Eine so lange, bis der Schaden unübersehbar ist, der Andere geht rechtzeitig, oder vorbeugend zur Abklärung oder Beratung.
«Der Ansatz der TMC: der gewöhnliche Arzt behandelt die Krankheit, wenn sie ausgebrochen ist, der gute Arzt, bevor sie sich zeigt.» (M. Mandl, 4. Auflage 2021, S. 21)

Den Meridianen auf der Spur – wie man sie verstehen kann

Am Beispiel des Magen-Meridians:
Du kommst am Abend spät von der Arbeit nachhause. Du bist müde und hungrig, weil du an der Arbeit zu wenig Zeit und Raum zum Essen hattest. Nun schaust du in den Kühlschrank. Da du in den letzten Tagen nicht dazu kamst aufzuräumen, geschweige denn einzukaufen, erblickst du einen wenig appetitlichen Überblick an
Rest-Esswaren, die auch schon bessere Zeiten gesehen haben. Einzig der eingepackte Käse scheint vom Anblick – und vom Ablaufdatum her noch etwas herzugeben. Schnell öffnest du die Packung und riechst daran. Die Nase entscheidet: „das passt!“ Zusammen mit der Notration an Knäckebrot ergibt das einen ganz akzeptablen Mitternachtssnack. Genüsslich kaust und schluckst du das «Erbeutete». Dein Magen wird voll, die Verdauungssäfte beginnen zu arbeiten. Nun macht sich die beruhigende Sättigung breit. Was ist passiert? Ein ganz normaler Vorgang mit logischer Reihenfolge (1. Teil des Magen-Meridianverlaufes): Schauen, riechen, schlucken, verdauen.

Dazu werden alle funktionalen Teile aufeinander abgestimmt eingesetzt: Augen, Nase, Zähne, Zunge, Kaumuskulatur, Speiseröhre und Magen.
Bevor aber der gesamte Prozess in Gang kommt, benötigen wir den entsprechenden Impuls, ein zu stillendes Bedürfnis – sei es Hunger oder die innere Leere, die wir zu füllen versuchen. Dieser Impuls animiert uns, die genannte Reihenfolge in Gang zu setzen.

  1. Die inneren und äusseren Augen wählen das Objekt der Begierde, welches unseren Wünschen zu entsprechen scheint. Nicht umsonst beschäftigt sich die Nahrungsmittelindustrie damit, ihre Objekte best-möglich zu präsentieren, damit die Augen darauf anspringen.
  2. Dann gesellt sich die Nase dazu, um zu prüfen, was uns die Augen versprochen haben. Gerüche lassen uns entscheiden, ob wir die angewählte Nahrung zu uns nehmen oder nicht.
  3. Nun kann der Kauvorgang beginnen. Das Geschmackserlebnis ist gleichzeitig der Beginn des Verdauungsprozesses. Der Bissen will ausreichend zerkleinert und eingespeichelt werden. Der Magen schlüsselt den empfangenen Nahrungsbrei weiter auf, damit er für die nachfolgenden Verdauungsorgane besser verwertbar wird. Dies mit dem Ziel, den Menschen zu nähren.

Magen Meridian

Meridiane als verkörperte Lebensprinzipien

«Seit über 2` 000 Jahren sind Meridiane die Basis von Abermillionen erfolgreicher Behandlungen in der TMC. Abermillionen Mal wurde empirisch bewiesen, dass die Praxis hält, was die Theorie verspricht»

(M. Mandl, 4. Auflage 2021, S. 23)

Der Autor Mandl betont, dass die oben beschriebenen Vorstellungen; Meridiane seien «lediglich» Energiebahnen und Organen, Muskeln und Knochen zugeordnet; als westliche Reduktion auf nachvollziehbare Zusammenhänge zu verstehen sind. Sie sind aber weit mehr als das. Am Beispiel des Magenmeridians sind sie ein durch den Körper ausgedrücktes Lebensprinzip. Der Verlauf des Magenmeridians ist kein Zufall, sondern er verbindet alle dazugehörigen Muskeln, Körperstrukturen, Sinnesorgane und Organe in Bezug auf eine bestimmte Funktion. Es ist also die Idee oder Vorlage einer zweckgerichteten Einheit. Beim Magen-Meridian sind dies: Nahrung erfassen, einnehmen und verwerten.

Ganzheitlichkeit

Da aber die TMC von der Ganzheitlichkeit beim Menschen ausgeht, ist das Meridian-Prinzip nicht nur auf der körperlichen Ebene zu verstehen. Es integriert ebenso die emotionale – sowie die mentale Ebene. Zum Beispiel welche Gefühle nehme ich auf und verwerte sie? Oder welche Gefühle habe ich, weil ich sie damals nicht «verdauen» konnte, in meinem Unterbewusstsein abgespeichert und lasse sie heute meiner Magen-Meridian Potentialverwirklichung entgegenarbeiten? Welche Gedanken/Glaubenssätze sind nützlich, fruchtbar, nährend für mich und welche Gedanken/Glaubenssätze blockieren mich?…. Es geht also beim Magen-Meridian-Prinzip darum, für Nahrung oder Fülle auf körperlicher, emotionaler und gedanklicher Ebene zu sorgen – für eine zufriedenstellende Versorgungsbilanz auf allen Ebenen unseres Systems.

Die genaueren Themen des Magen – und der anderen Meridiane soll Inhalt einer der nächsten Blogs sein.

Ursula

Als Mutter, Freundin, Arbeitskollegin, Vorgesetzte und Mensch bin ich bestrebt mich stetig weiter zu entwickeln und meinem Herzen zu folgen.

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