Als Partner des Herz-Meridians (Yin) ist auch der Dünndarm-Meridian (Yang) dem Feuer-Element zugeordnet. Das Feuerelement gehört zum Hochsommer. Seine Aufgabe ist es, das Reine vom Unreinen zu trennen. Das Reine wird aus dem Nahrungsbrei aufgenommen und im Körper integriert. Das Unreine wird weitergeleitet, um wieder ausgeschieden zu werden. Dies entspricht in vereinfachter Art dem Verdauungsprozess im Körper. Der Dünndarm-Meridian ist aber auch auf emotionaler und mentaler Ebene für die Trennung von Reinem und Unreinem verantwortlich. Zum Beispiel trennt er eine getrübte Sichtweise von reiner Wahrnehmung. In dem Sinne ist er der spirituellste aller Meridiane.
Herz- & Dünndarm-Meridian werden das „herrschende Feuer“ genannt. Weitere Infos zum Feuer-Element in Folgendem Blog-Link: https://baumklang.ch/chinesische-medizin/5-elemente/
Verlauf:
Der Dünndarm–Meridian beginnt am kleinen Finger am äußeren Nagelfalzwinkel und verläuft von dort der Handkante entlang bis zu Dü 3, der sich am Grundgelenk des kleinen Fingers befindet.
Nun geht es über die Außenseite des Unterarms in einer geraden Linie bis zu Dü 8, der sich an der Außenseite des Ellbogens zwischen Höcker und dem inneren Knochenvorsprung des Oberarms befindet.
Über den Trizeps zieht er nun nach oben zur Schulter, wo 1 Fingerbreite oberhalb der Achselhöhle der Akupunkturpunkt Dü 9 ist. Von hier geht es kurz nach oben zu Dü 10, dann in die Mitte des Schulterblattes zu Dü 11.
Weiter verläuft der Meridian jetzt senkrecht nach oben bis oberhalb der Schulterblattgräte.
Nach innen geht es jetzt zum Dornfortsatz des 7. Halswirbels , 2 Fingerbreite davon entfernt.
Über den Trizeps und den Kopfwendermuskel verläuft der Dünndarm–Meridian nach oben zum Kieferwinkel und der Wange.
Zum Schluss macht er einen Abstecher zurück, wo er genau vor dem Ohr endet, in einer Vertiefung, die sich bei leicht geöffnetem Mund tasten lässt. Hier liegt der Akupunkturpunkt Dü 19.
Themen physisch:
- Brust- & Schulterschmerzen
- Verdauungsstörungen
- chronisch entzündlicher Darmkrankheiten (Morbus Chron, Cholitis Ulcerosa, …)
- Malabsorption
- Nahrungsmittelallergien
- Nahrungsmittelintoleranzen (Zöliakie, Laktoseintoleranz, Fructose, …)
- neurodegenerative Erkrankungen (Parkinson, Alzheimer, …)
- Ohrenerkrankungen
- Mangelzustände
- Müdigkeit
- Immunschwäche
Themen psychisch:
- fühlt sich oft isoliert und wenig verbunden
- lässt sich leicht verwirren und ist schnell orientierungslos
- Überempfindlichkeit – nimmt sich alles zu Herzen
- fühlt sich oft dumpf und benommen im Kopf
- Schwierigkeiten beim Trenne und Verbinden von Gedanken und Gefühlen
- Persönlichkeitsspaltung
- Kann nicht gut unterscheiden und Prioritäten setzen
- Messie-Syndrom
- Ist oft überkritisch und besserwisserisch
- Schubladendenken
- Egozentrik aus einer inneren Unsicherheit heraus
Fragen zur Harmonisierung des Dünndarm-Meridians:
- Habe ich Zugang zur Spiritualität?
- Fühle ich mich in etwas Grösseres eingebettet?
- Fühle ich mich von etwas Grösserem gestützt und getragen?
- Kann ich eine tiefe Verbundenheit zu anderen Menschen oder dem Leben spüren?
- Verfüge ich über eine gute Auffassungsgabe?
- Kann ich schnell lernen, denken und auf den Punkt kommen?
- Fühle ich mich schnell geistig überfordert?
- Bin ich manchmal verwirrt und verliere die Orientierung im Leben?
- Kann ich in meinem Leben Wichtiges von Unwichtigem trennen?
- Trenne ich oft zwischen Gedanken und Gefühlen?
- Fühle ich mich manchmal isoliert und nicht verstanden?
- Bin ich oft überkritisch und urteile vorschnell in Kategorien?
Der Weg zur Heilung:
Nicht ohne Grund wird der Dünndarm auch Bauchhirn genannt. Selbst die optische Ähnlichkeit mit dem Gehirn ist augenscheinlich. Auch die Verbindung zum Nervus Vagus, dem parasympathischen Nervensystem ist hier von Bedeutung. Über dieses Nervengeflecht ist der Dünndarm mit dem Herz verbunden, welches die Blutzufuhr reguliert.
Ist der Dünndarm-Meridian gestört, dann fehlt ihm die Eigenschaft, Reines von Unreinem zu trennen. Der Verstand kann nicht zwischen wichtigen und unwichtigen Impulsen und Inputs unterscheiden. Er kann schwer einen Gedanken vom anderen – ein Gefühl vom anderen unterscheiden. Zudem werden Gedanken mit Gefühlen und umgekehrt verwechselt. Auch Realität und Phantasie können sich vermischen. Ein Wirrwarr entsteht im Kopf. Verwirrung und Konfusion machen sich breit. Mit weitreichenden Konsequenzen. Dieses chaotische Durcheinander trübt das Bewusstsein.
In der TCM werden viele kognitiven Fähigkeiten direkt mit dem Dünndarm-Meridian in Verbindung gebracht. Eine Störung in ihm kann sich in Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben, Hören, Lernen oder Begreifen manifestieren. Viele Formen von Entwicklungsstörungen oder geistiger Behinderung haben ihre Wurzeln im Bauchhirn. In weniger ausgeprägten Form zeigt sich eine Dünndarm-Schwäche in Orientierungslosigkeit, Desorganisation oder latenter Benommenheit. Man ist nicht ganz da. Man tut sich schwer mit seiner Wahrnehmung, mit dem Erfassen und Verstehen.
Ganz anders agiert ein starker Dünndarm-Meridian. Er sieht präzise, was ist – kristallklar und schnell. Situationen werden nicht durch Emotionen oder eingeprägte Verhaltensmuster reflexartig bewertet, sondern bewusst und umfassend erfasst. Auf der Basis dieser Wahrnehmungsfähigkeit kann der Dünndarm-Meridian gut zwischen Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden. Die gewonnen Informationen werden verarbeitet und entsprechende Schlüsse daraus gezogen. Die Voraussetzung für klares Urteil und klare Entscheidungen. Dies wiederum führt zu Klarheit im Tun und Handeln. Den Worten folgen übereinstimmende Taten.
Der Prozess des Trennens kann aber auch übertrieben werden. dann wird nur noch in Kalorien gedacht und die Welt in Schwarz und Weiss eingeteilt. Es gibt dann keine Abstufungen, keine Graubereiche mehr. Auch kein sowohl als auch haben mehr Platz. Es bleiben einzelne Schubladen, die keine Verbindung mehr miteinander haben.Zwischen Gedanken und Gefühlen wird strikte getrennt und so bleiben die Gedanken im Kopf, wodurch Grübeln entsteht. Solche Menschen tun sich schwer, sich sozial zu engagieren und wirkliche Verbindungen einzugehen. Sie sind so wenig Kompromissbereit und unterwerfen alles der Vernunft. Diese Menschen wirken dann hart und abweisend. Ein übereifriger Dünndarm ist ein sehr direkter Weg in Richtung Unzufriedenheit. Das Leben wird Zerdenkt. Zerlegt. Zerissen. Es fehlt die Weichheit, die Lebenslust, die Unvernunft.
Dabei ist es gerade das Lebensprinzip des Dünndarm-Meridians – welches für tiefen inneren Frieden sorgen kann. Eine starke Dünndarm-Energie kann aus dem Gedankenkarussell aussteigen. Sie lässt nicht von Ängsten aus der Vergangenheit und Sorgen in Richtung Zukunft ablenken oder beeinflussen. Dieser Weg der Klarheit führt auch immer zu uns selbst und in einem weiteren Schritt über uns selbst hinaus.
Der Dünndarm-Meridian ist auch der Meridian der Ausdauer. Kein anderer Meridian verleiht uns ein derart starkes Durchhaltevermögen und eine derart deutliche Zielorientierung.
Ein ausgeglichener Dünndarm-Meridian bringt Ruhe und Gelassenheit. In diesem Zustand ist das Tor offen zum Himmel – zur Spiritualität. Spiritualität ist ein menschliches Grundbedürfnis. Es gibt kein Volk, keine Gesellschaft, die nicht in irgend einer Form einen Glauben oder eine Religion hervorgebracht hat. Spiritualität basiert auf einem unterschwelligen Gefühl, dass es im Leben und auf dieser Welt mehr geben könnte – Etwas, das sich nicht ganz fassen und ergründen lässt. Selbst Menschen, die mit Spiritualität vermeintlich nichts anfangen können, kennen dieses Gefühl und verspüren hin und wieder diese Sehnsucht – in der Stille, in der Natur oder manchmal nach besonderen Ereignissen. Immer dann, wenn sich ihre Grenzen zu lockern und zu weiten beginnen. Spiritualität kann als Wunsch verstanden werden, sich mit etwas zu verbinden, das grösser ist als man selbst. Ein gut entwickeltes Prinzip des Dünndarm-Meridians verleiht uns die Fähigkeit zu erkennen, dass wir alle mehr oder weniger im selben Boot sitzen.
Wir brauchen reine Luft zum Atmen, wir brauchen reines Trinkwasser zum Trinken, wir brauchen ein Klima, in dem sich gesunde Nahrungsmittel anbauen lassen. Wir benötigen eine intakte Umwelt zum Überleben. Wir sind ein Teil des Ganzen. Der Dünndarm-Meridian erkennt das. Er fühlt sich als ein Teil dieses riesigen Ökosystems Erde – er fühlt sich der Natur zugehörig. Er sieht diese weder als Feind, noch als Selbstbedienungsladen. Daraus resultiert ein achtsames und verantwortungsvolles Verhalten, welches Menschen mit einer starken Dünndarm-Energie auszeichnet.Sie transzendieren die engen Grenzen der Ichbezogenheit. Sie finden einen Sinn jenseits der individuellen Entwicklung. Dies ist eine spirituelle Grundhaltung.
Zur Bewusstwerdung und Stärkung der Dünndarm-Energie sind folgende Praktiken hilfreich:
Übung 1: Journaling:
Journaling führen bedeutet das Aufschreiben von Gedanken und Gefühlen und Erlebnissen – eine Art Tagebuch. Der Unterschied liegt darin, dass das Journaling eine fixe, sich wiederholende Routine sein soll. Dies hilft, Ordnung und Struktur in Kopf zu bringen und fördert damit die Klarheit. Wichtig dabei ist, dass du von Hand schreibst. Damit werden deutlich mehr Gehirnareale stimuliert als beim Schreiben im PC oder Laptop usw., was zu einer stärkeren Vernetzung der Informationen führt. Was wir mit der Hand geschrieben haben, verstehen wir besser. Auch wichtig ist es, dieses Schreib-Ritual immer zur selben Zeit durchzuführen. Bewährt haben sich Morgen und Abend. Drei Minuten reichen aus.
Definiere für diesen Zeitraum drei Fragen, welche du täglich beantworten willst:
Zum Beispiel:
„Worüber habe ich mich heute gefreut?“
„Worüber habe ich mich heute geärgert?“
„Für was bin ich heute dankbar?“
Übung 2: Sich verbinden:
Suche dir jeden Tag einen Menschen dafür aus. Du musst ihn nicht kennen. Es kann eine x-beliebige Person sein, die dir tagsüber begegnet. Ob an der Arbeit oder auf der Strasse. Wichtig ist dabei das Zufallsprinzip und nicht die Vorlieben oder Abneigungen deinerseits. Ein Trick dabei kann sein, eine bestimmte Tageszeit zu definieren, wo du diese Übung durchführst. Dies kann z.B. jeweils 12:30 Uhr sein. Genau zu diesem Zeitpunkt machst du die Übung mit der Person, die gerade am nächsten bei dir steht/sitzt. Betrachte diese Person weniger mit den Augen als mit dem Herzen. Sammle deinen Fokus im Brustbereich und „erspüre“ diese Person genau an diesem Ort in deinem Körper. Ein Mensch, genau wie du, der einfach versucht, in seinem Leben glücklich zu sein, der seine Persönlichkeit ausdrücken will, der nach Sinn und Geborgenheit strebt. Dieser Mensch tut dies auf seine Weise, so wie du es auf deine Art und Weise tust. Im Kern haben wir doch alle den selben Wunsch, genau die selbe Motivation. Nur die Umsetzung unterscheidet sich mehr oder weniger. Alles vereint dich mehr, als es trennt. Versuche diese Verbundenheit zu spüren. Jeden Tag zur selben Zeit einmal.
Affirmationen zur Heilung des Dünndarm-Meridians:
- Ich bin voller Freude
- Ich lerne aus meinen Lebenserfahrungen
- Meine Sprache drückt Freundlichkeit aus
- Ich agiere sozial und nachhaltig
- Ich bin aktiv und produktiv
- Ich bin voll Zuwendung und Kreativität
- Ich fühle mich im Leben eingebettet und getragen
- Ich sehe mich als einen Teil des grösseren Ganzen
- Ich kann schnell und klar denken und auf den Punkt kommen
- Ich kann gut Prioritäten setzen
Der Betroffene erlebt im harmonischen Zustand:
- kann gut über sich und sein Weltbild hinausblicken
- kann sich mit einem grösseren Sinn und grösseren Aufgaben verbinden
- fühlt sich ins Leben eingebettet und getragen
- hat einen Zugang zur Spiritualität
- kann sozial und nachhaltig handeln und agieren
- kann gut lernen, erfassen und integrieren
- kann loslassen und verzeihen
Die Kinesiologie unterstützt dich dabei, Gedanken und Gefühle wieder in Einklang zu bringen. Dies macht dich fähig, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Dadurch bist du wieder in der Lage, dich als Teil der Gemeinschaft zu fühlen und aus dir heraus wahrzunehmen. So wird es dir wieder möglich, sozial nachhaltig zu handeln und zu agieren.
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