Betrachten wir die Natur, so sehen wir überall einen Rhytmus von Tag und Nacht, Sommer und Winter, Werden und Vergehen, Geburt und Tod. Es gibt in der Natur keinen Vorgang mit einem Anfang und einem Ende, ohne dass in diesem scheinbaren Ende nicht wieder ein Neuanfang liegt. Auf jedes Auf folgt zwangsläufig ein Ab, auf jedes Einatmen folgt das Ausatmen. Dieser Wechsel der Polaritäten ist der Ausdruck von Lebendigkeit.
Zyklen wie Tag und Nacht oder die Jahreszeiten sind selbstverständlich für uns. Wir erleben sie wiederholt und richten unsere persönliche Lebensplanung darauf ein. Der Mensch ist kein abgegrenztes Wesen auf Erden sondern ist Teil eines grossen Ganzen und dessen Abläufe und Wandlungen.
Das zyklische Geschehen der Erde und des Universums finden wir auch in unserem Körper wieder. Unsere Haut erneuert sich beispielsweise alle vier Wochen, weil eine Hautzelle im Durchschnitt 28 Tage lang lebt. Danach schuppt sie sich ab und darunter kommt neue Haut hervor. Dies entspricht dem Mondzyklus. Ist dieser Rhytmus gestört, zeigt sich dies zum Beispiel in der Schuppenflechte. Dies bedeutet eine Rhytmusstärung im Hautsystem und somit sollte die Schuppenflechte aus genzheitlicher Sicht über das Hormonsystem behandeln werden. Denn auch der weibliche (oder männliche) Zyklus entspricht dem Mondzyklus.
Organuhr als Rhytmisches System
Ihren Ursprung hat die Organuhr in der traditionellen chinesischen Medizin TMC. Diese jartausendealte Heilweise basiert auf einem ganzheitlichen Denken, welchem das rhytmische System des Universums zugrunde liegt. Sie sieht den Menschen in enger Verbindung mit den kosmischen Prinzipien und den Gesetzmässigkeiten der Erde. Die Chinesische Medizin versteht das Energiesystem des Menschen als Netzwerk zwischen innen und aussen. Der Mensch erhält seine Lebenskraft von den Polaritäten Himmel und Erde. Diese Lebenskraft heisst Qi. Diese Energie bezieht sich auf die materielle und seelisch-geistige Nahrung, die der Körper zur Energiegewinnung bekommt. Wo Polarität herrscht, kann Ungleichgewicht entstehen. Nach Ansicht der TCM haben alle Krankheiten ihren Ursprung in einem Ungleichgewicht auf körperlicher oder geistiger Ebene.
Was ist Qi und wie wirkt es?
Auch wenn es für den Begriff Qi keine genaue bzw. treffende Übersetzung gibt. Spätestens wenn wir wissen, welche Funktionen Qi in unserem Leben übernimmt, wird uns die Bedeutung der Lebensenergie bewusst.
Qi bestimmt unser Denken und Fühlen. Es steuert alle automatischen und unbewussten Abläufe im Körper wie zum Beispiel die Verdauung oder die Zellatmung. Unsere Körperfunktionen wie Atmung oder Herzkreislauf werden ebenfalls durch das Qi bestimmt. Es wärmt uns von innen und schützt uns vor Kälte von aussen. Es hält unsere Organe am Platz, ebenso bewegt es das Blut, die Nahrung und die Körperflüssigkeiten. Qi verleiht schöpferische Kraft und Kreativität. Es hilft uns, Ruhe und Entspannung zu finden, schützt uns vor schädlichen Einflüssen und hilft uns Viren oder Keime abzuwehren – hält somit unser Immunsystem aufrecht. Qi gibt uns Selbstvertrauen und Mut. Dies sind einige Einflussbereiche des Qi, sind aber nicht abschliessend zu betrachten.
Woher wissen unsere Organe, wie spät es ist?
Unsere biologische Uhr hat einen festen Rhytmus, welcher über 24 verteilt ist. Jedes Organsystem hat innerhalb dieser vierundzwanzig Stunden eine minimale und maximale Aktivität. Die Zeitfenster in der Organuhr (s. oben) zeigen immer die maximale Aktivität. Jeweils gegenüber liegt die Zeit mit der minimalen Aktivität. Der Dünndarm-Meridian hat beispielsweise zwischen 13.00 und 15.00 Uhr seine maximale Aktivität und ruht zwischen 01.00 und 03.00 Uhr. Dehalb ist eine üppige Mahlzeit am Abend dnicht zu empfehlen.
In der eingangs dargestellten Uhr spiegelt die farbliche Darstellung die zusammengehörigen Organpaare entsprechend der TCM-Auffassung wieder.
Die Organe und ihre Uhrzeiten:
- Lunge: 3 bis 5 Uhr (Ruhezeit: 15 bis 17 Uhr)
- Dickdarm: 5 bis 7 Uhr (Ruhezeit: 17 bis 19 Uhr)
- Magen: 7 bis 9 Uhr (Ruhezeit: 19 bis 21 Uhr)
- Milz: 9 bis 11 Uhr (Ruhezeit: 21 bis 23 Uhr)
- Herz: 11 bis 13 Uhr (Ruhezeit: 23 bis 1 Uhr)
- Dünndarm: 13 bis 15 Uhr (Ruhezeit: 1 bis 3 Uhr)
- Blase: 15 bis 17 Uhr (Ruhezeit: 3 bis 5 Uhr)
- Niere: 17 bis 19 Uhr (Ruhezeit: 5 bis 7 Uhr)
- Perikard (Herzbeutel): 19 bis 21 Uhr (Ruhezeit: 7 bis 9 Uhr)
- Dreifach-Erwärmer (Meridian für die Wärmeregulation): 21 bis 23 Uhr (Ruhezeit: 9 bis 11 Uhr)
- Gallenblase: 23 bis 1 Uhr (Ruhezeit: 11 bis 13 Uhr)
- Leber: 1 bis 3 Uhr (Ruhezeit: 13 bis 15 Uhr)
Auf die „innere Uhr“ hören
Häufig kommt es vor, dass sich bestimmte körperliche Beschwerden immer zur selben Tages- oder Nachtzeit äußern. Wer das erst einmal erkannt hat, dem kann die Organuhr wertvolle Hinweise auf den Ursprung der Beschwerden geben. Wie das funktioniert? Höre auf deine „innere Uhr“. Denn die verrät dir mehr, als du vermuten würdest.
Hier 3 Beispiele, wie sich die Störung in einem Meridian auf die Organ-Uhr auswirken kann. Hält eine Störung länger an, so zieht sie Ungleichgewichte in den anderen Meridianen mit sich.
Die Leber entgiften: Zwischen 1 und 3 Uhr
Die meisten Organe haben zu dieser Zeit auf Schlafmodus geschaltet – jetzt beginnt die Schicht für die Leber. Wer von ihrer Entgiftungsarbeit aufwacht, hat wahrscheinlich zuvor zu schwer gegessen oder zu viel Alkohol getrunken.
Das häufigste Störungsmuster der Leber ist die Stagnation des Leber-Qi, das mit einer Vielzahl von Symptomen einhergeht: Spannungsgefühl im Körper, besonders in der Muskulatur, Kopfschmerzen, seltener auch Gesichtsschmerzen mit Stauungsgefühl, Reizbarkeit, plötzliche Emotionsausbrüche mit Wut oder Zorn können auftreten. Auch Stimmungsschwankungen mit depressiven Episoden und Frustrationsgefühlen können die Emotionsausbrüche begleiten. Das Zurückhalten bzw. die Kontrolle von Emotionen können zu erhöhtem Blutdruck aber auch zu heftigen Kopfschmerzen führen.
Brennnessel-Tee und regelmäßige Bewegung stärken beispielsweise das Leber-Qi und schenken der Leber viel Kraft. Dazu gehören Bitterstoffe wie zum Beispiel Chicorée, Rosenkohl und Artischocken, sowie Löwenzahn, Endiviensalat, Salbei und Radicchio.
Lunge: Zwischen 3 und 5 Uhr volltanken!
In der Lungenzeit schlafen wir tief und fest. Dabei wird jede Zelle des Körpers mit Sauerstoff versorgt. Probleme des Lungenmeridians können sich durch Schlafstörungen, Asthma und Allergien bemerkbar machen.
Mit „Schwäche der Lungenenergie“ beschreibt die Chinesische Medizin Störungen, bei der die Stärke der Atemfunktion geschwächt also vermindert ist. Man atmet weniger tief ein und nimmt weniger Sauerstoff auf. Dies zeigt sich meist an einer leisen Stimme mit weniger Ausdruck d.h. auch an geringen Kraft der Stimme mit Ausdruckschwäche, aber auch an Husten ohne Kraft. Dies führt zu einer allgemeinen Schwäche der Körperkräfte. Auch die Abwehrkraft in den Atemwegen ist reduziert, „Erkältungskrankheiten“ sind die Folge, da meist neben der Lungenschwäche auch Kälte im Spiel ist. Diese Schwächestörungen zeigen sich zunächst in der Nase mit Schnupfen, dann im Hals mit Halsschmerzen und Halsentzündungen, schließlich wandert die Störung tiefer bis zur Lunge und zeigt sich hier in Form von Bronchitis oder Asthma mit den Hauptsymptomen Husten, Atemnot und Auswurf.
Zur Stärkung des Lungen-Qi: den Kopf in der Hochphase der Lunge erhöht lagern und das Fenster öffnen. Knoblauch, Ingwer, Zwiebeln, probiotischer Joghurt und Honig sorgen für ein starkes Immunsystem und helfen gegen Erkältung. Heißer Tee, Suppe oder Milchprodukte liefern Flüssigkeit. Hühnersuppe enthält viele Vitamine und Mineralstoffe und wirkt entzündungshemmend, antiviral und schleimlösend.
Zwischen 5 und 7 Uhr den Dickdarm reinigen
In den letzten Traumphasen werden die Erlebnisse des Vortags verarbeitet. Wir sind bereit für Neues. Laut TCM ist der Dickdarm das Hohlorgan der Lunge. Er sortiert und trennt noch einmal das, was brauchbar ist und was gehen darf. Unser Dickdarm hilft uns beim Loslassen von unverdaulichen Nahrungsresten und auch beim Loslassen von Gedanken und Sorgen.
Nach dem Aufwachen ist die beste Zeit, den Darm zu entleeren. Damit das gut klappt, trinke auf nüchternen Magen ein Glas warmes Wasser. Das bringt den Darm auf Trab. Mit einem regelmäßigen Alltag und einer abwechslungsreichen Ernährung unterstützen wir den Dickdarm bei seiner Arbeit. Einige Entlastungstage mit viel Gemüse, Salaten und Reis, ausreichend Wasser und Kräutertee und wenig Fett, Zucker und tierischen Produkten zeigen bald ihre Wirkung: mit einer besseren Verdauung, einer reineren Haut und einem klareren Kopf.
Einbezug der Organuhr
Die Organuhr kannst du geschickt in den Alltag einbauen, damit dein Körper von den Hochzeiten der Organen wie Leber, Lunge und Herz profitiert. Maßnahmen wie eine Stimulierung der Meridiane oder der Organe, die Einnahme von Arzneien, das Trinken von Tee oder Ähnlichem, wirken somit dann am stärksten, wenn du sie zur jeweiligen Zeit der maximalen Energieversorgung umsetzt. Ein überlastetes Organ kann entsprechend in der Zeit der geringsten Energieversorgung entlastet werden.
Die Organuhr beginnt beim Lungen-Meridian
In fast allen Beschreibungen beginnt die Organuhr mit dem Lungen-Meridian. Dafür gibt es zwei Erklärungsansätze, die beide ähnlich sind und letztlich Anfang und Ende darstellen.
Zur Lungenzeit, also zwischen 03.00 und 05.00 Uhr morgens, findet die Umschaltung unserer beiden gegensätzlich wirkenden Nervenäste, dem Sympathikus und dem Parasympathikus, statt. Während wir in der Nacht stärker vom Parasympathikus (Entspannung und Ruhe) gesteuert werden, brauchen wir tagsüber die aktivierenden Kräfte des Sympathikus.
Mit der Lunge und deren Atmung verbinden wir unmittelbar das Leben. Durch den ersten Atemzug öffnet sich der Lungenkreislauf und der bisherige Blutkreislauf über die Nabelschnur – und die Verbindung zwischen der linkem und der rechten Herzkammer verschliesst sich. Dadurch kann das Neugeborene von der Mutter unabhängig leben und wachsen.
Der Beginn der Lungenzeit zwischen 03.00 und 05.00 Uhr wird auch als Nachtkrise bei schwer Krankheiten und bei Sterbenden bezeichnet. Die meisten Menschen sterben während dieser Zeit.
Die Umläufe der Organuhr
Die Umläufe sind in der Organuhr manifestiert. Sie beschreiben den Tag nicht nur mit ihren 24 Stunden, sondern ordnen ihn im 2 Stunden-Rhythmus der aktiven Zeit der 12 Organe mit den dazugehörigen Meridianen zu. Der hochaktiven Phase liegt dieZeit der Ruhephase gegenüber.
Unter Umlauf versteht man den Weg, den das Qi, also die Lebensenergie, in einer bestimmten Reihenfolge durch den Körper nimmt. Die Meridiane werden nach einander im Fluss der aktiven Phase der Organuhr (beginnend bei der Lunge von 3 Uhr bis 5 Uhr) durchströmt. Auf Grund dessen sind alle Meridiane in der festgelegten Reihenfolge energetisch miteinander verbunden. Daraus ergeben sich die genannten Umläufe von jeweils 8 Stunden. Der erste Umlauf dauert von 03.00 bis 11.00 Uhr, der zweite Umlauf von 11.00 bis 19.00 Uhr, der dritte Umlauf von 19.00 Uhr bis 03.00 Uhr. Bezugnehmend zu den jeweiligen Meridiananfangs- und Endpunkten ergibt sich so eine sinnhafte Abfolge.
Leben mit dem Rhytmus der Organuhr
Der Mensch verfügz über eine ausgezeichnete Anpassungsfähigkeit an die Umwelt. Der andauernde Stress, den wir unseren Organismus mit unseren Lebensgewohnheiten aussetzen, wirkt sich besonders bei der Zeitumstellung von Winterzeit auf Sommerzeit und umgekehrt aus. Daraus folgen nicht selten Schlafstörungen, Verspannungen, Herz-Kreislaufprobleme, schlechte Laune, Unkonzentriertheit, Müdigkeit und mehr. Wenn du versuchst einen Lebensweg zu finden, welcher dich wieder in den Rhytmus bringt, kann es weise sein die Gesetze der Organuhr einzubeziehen und sich beispielsweise bei der Zeitumstellung im Voraus langsam daran zu gewöhnen.
Wenn wir unregelmäßige Arbeitszeiten haben (Schichtarbeit) oder durch Reisen die Zeitzone wechseln, kommt unsere innere Uhr und unser Schlaf-Wach-Rhythmus durcheinander und wir leiden darunter. Bei Fernreisen kann es Tage dauern, bis sich unser innerer Rhythmus umgestellt hat und wir den „Jetlag“ überwunden haben.
Kinesiologie kann dir hier explizit dabei helfen, deinen Körper auf die Organuhr bezogen auszubalancieren.
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